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READ(2) Linux-Programmierhandbuch READ(2)

BEZEICHNUNG

read - aus einem Dateideskriptor lesen

ÜBERSICHT

#include <unistd.h>
ssize_t read(int dd, void *Puffer, size_t Anzahl);

BESCHREIBUNG

read() versucht, bis zu Anzahl Byte aus dem Dateideskriptor dd in den bei Puffer beginnenden Puffer zu lesen.

Bei Dateien, die das Durchsuchen unterstützen, beginnt der Lesevorgang am Offset der Datei, wobei der Datei-Offset durch die Anzahl der gelesenen Bytes erhöht wird. Falls der Datei-Offset am Ende oder hinter dem Ende der Datei liegt, werden keine Bytes gelesen und read() gibt Null zurück.

Falls Anzahl Null ist, kann read() eventuell die nachfolgend beschriebenen Fehler erkennen. Ohne jegliche Fehlermeldungen, oder wenn read() nicht auf Fehler prüft, gibt ein Aufruf von read() und wenn Anzahl 0 ist, Null zurück und hat keine weiteren Auswirkungen.

Laut POSIX.1 hängt das Ergebnis von der Implementierung ab, falls Anzahl größer als SSIZE_MAX ist; siehe ANMERKUNGEN für die Obergrenze unter Linux.

RÜCKGABEWERT

Bei Erfolg wird die Anzahl der gelesenen Bytes zurückgegeben (null bedeutet Dateiende) und die Position in der Datei wird um diese Anzahl erhöht. Es ist kein Fehler, wenn diese Zahl kleiner ist als die Zahl der angeforderten Bytes; das kann geschehen, wenn gerade wirklich weniger Bytes verfügbar sind (vielleicht ist das Dateiende nah oder es wird aus einer Pipe oder von einem Terminal gelesen) oder weil read() durch ein Signal unterbrochen wurde. Siehe auch ANMERKUNGEN.

Im Fehlerfall wird -1 zurückgegeben und errno wird entsprechend gesetzt. In diesem Fall ist nicht festgelegt, ob die Position in der Datei (wenn es überhaupt eine gibt) geändert wird.

FEHLER

Der Dateideskriptor dd bezieht sich auf eine Datei, die kein Socket ist, und wurde als nicht blockierend (O_NONBLOCK) markiert und das Lesen würde blockieren. Siehe open(2) für weitere Details über den Schalter O_NONBLOCK.
Der Dateideskriptor dd bezieht sich auf ein Socket und wurde als nicht blockierend (O_NONBLOCK) markiert und das Lesen würde blockieren. POSIX.1-2001 erlaubt in diesem Fall, dass eine der beiden Fehlermeldungen zurückgeliefert wird und verlangt nicht, dass beide Konstanten den gleichen Wert haben. Daher sollten portable Anwendungen auf beide Möglichkeiten prüfen.
dd ist kein gültiger Dateideskriptor oder ist nicht zum Lesen geöffnet.
Puffer liegt außerhalb Ihres adressierbaren Adressraums.
Der Aufruf wurde durch ein Signal unterbrochen, bevor Daten gelesen wurden; siehe signal(7).
dd ist einem Objekt zugeordnet, aus dem nicht gelesen werden kann; oder die Datei wurde mit dem Schalter O_DIRECT geöffnet und entweder die in Puffer angegebene Adresse, der in Anzahl angegebene Wert oder der Datei-Offset ist nicht entsprechend ausgerichtet.
dd wurde über einen Aufruf von timerfd_create(2) erstellt und der falsche Größenpuffer wurde an read() übergeben; siehe timerfd_create(2) für weitere Informationen.
E/A-Fehler. Dies wird zum Beispiel passieren, wenn der Prozess zu einer Hintergrund-Prozessgruppe gehört und versucht, von seinem steuernden Terminal zu lesen und er entweder SIGTTIN ignoriert oder sperrt oder seine Prozessgruppe verwaist ist. Es kann auch durch einen Low-Level-E/A-Fehler während des Lesens von einer Platte oder einem Band gesetzt werden. Ein weitere mögliche Ursache von EIO bei Netzwerkdateisystemen sind empfohlene Sperren, die aus dem Dateideskriptor herausgenommen wurden, und diese Sperre dann verloren gegangen ist. Siehe den Abschnitt Verlorene Sperren von fcntl(2) für weitere Details.
dd referenziert ein Verzeichnis.

Abhängig von dem mit dd verbundenen Objekt können andere Fehler auftreten.

KONFORM ZU

SVr4, 4.3BSD, POSIX.1-2001.

ANMERKUNGEN

Die Typen size_t und ssize_t sind, respektive, vorzeichenlose und vorzeichenbehaftete Ganzzahldatentypen, wie durch POSIX.1 spezifiziert.

Unter Linux wird read() (und ähnliche Systemaufrufe) höchstens 0x7ffff000 (2.147.479.552) Byte übertragen und die Anzahl der tatsächlich übertragenen Bytes zurückliefern. Dies trifft sowohl auf 32- als auch auf 64-Bit-Systemen zu.

Auf NFS-Dateisystemen aktualisiert das Lesen kleiner Datenmengen den Zeitstempel nur beim ersten Mal, nachfolgende Anrufe können das nicht tun. Dies wird durch das clientseitige »attribute caching« (Zwischenspeichern der Attribute) verursacht, weil die meisten, wenn nicht alle NFS-Clients die Aktualisierung von st_atime (die letzte Zugriffszeit) dem Server überlassen und Leseaktionen auf Clientseite, die aus seinem Cache bedient werden, st_atime nicht aktualisieren, weil nicht vom Server gelesen wird. UNIX-Semantik kann durch Deaktivieren des clientseitigen attribute cachings erhalten werden, aber in den meisten Fällen wird dadurch die Serverlast deutlich erhöht und die Leistung verringert.

FEHLER

Laut POSIX.1-2008/SUSv4 Abschnitt XSI 2.9.7 (»Thread Interactions with Regular File Operations«):

Alle der folgenden Funktionen müssen im Hinblick aufeinander atomar bezüglich der in POSIX.1-2008 angegebenen Effekte sein, wenn sie auf regulären Dateien oder symbolischen Links arbeiten: …

Unter den im Folgenden aufgeführten APIs sind read() und readv(2). Und unter den Effekten, die über Threads (und Prozesse) hinweg atomar sein sollten, ist die Aktualisierung des Dateiversatzes. Unter Linux vor Version 3.14 war das allerdings nicht der Fall: Falls zwei Prozesse, die eine offene Dateideskription gemeinsam nutzten (siehe open(2)) gleichzeitig einen read() (oder readv(2)) durchführten, waren die E/A-Aktionen im Hinblick auf die Aktualisierung des Dateiversatzes nicht atomar. Das Ergebnis war, dass beim Lesen erhaltene Datenblöcken in den zwei Prozessen sich (inkorrekterweise) überlappten. Dieses Problem wurde in Linux 3.14 behoben.

SIEHE AUCH

close(2), fcntl(2), ioctl(2), lseek(2), open(2), pread(2), readdir(2), readlink(2), readv(2), select(2), write(2), fread(3)

KOLOPHON

Diese Seite ist Teil der Veröffentlichung 5.10 des Projekts Linux-man-pages. Eine Beschreibung des Projekts, Informationen, wie Fehler gemeldet werden können, sowie die aktuelle Version dieser Seite finden sich unter https://www.kernel.org/doc/man-pages/.

ÜBERSETZUNG

Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Michael Haardt <michael@moria.de>, Martin Eberhard Schauer <Martin.E.Schauer@gmx.de>, Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com> und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

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2. Februar 2018 Linux