BESCHREIBUNG¶
systemd-ask-password kann zur interaktiven Abfrage eines
    Passwortes oder einer Passphrase vom Benutzer mit einer auf der Befehlszeile
    angegebenen Frageaufforderung verwandt werden. Bei der Ausführung auf
    einem TTY wird es das Passwort auf dem TTY abfragen und es auf der
    Standardausgabe ausgeben. Bei der Ausführung ohne TTY oder mit
    --no-tty wird es einen systemweiten oder benutzerbezogenen,
    Agenten-basierten Abfragemechanismus verwenden, der es aktiven Benutzern
    erlaubt, mittels mehreren, unten aufgeführten Agenten, zu
  antworten.
Der Zweck dieses Werkzeuges ist die Abfrage von systemweiten oder
    benutzerbezogenen Passwörtern — ersteres bedeutet
    Passwörter, die möglicherweise nicht einem bestimmten
    Benutzerkonto zugeordnet sind. Beispiele: Freigabe der
    Entschlüsselung von Festplatten, wenn diese eingesteckt werden oder
    der Systemstart läuft, Eingabe der Passphrase eines SSL-Zertifikates
    für Web- und VPN-Server.
Bestehende systemweite Agenten sind:
•ein Systemstartpasswortagent, der den Benutzer
  mittels plymouth(8) nach Passwörtern fragt
•ein TTY-Agent, der temporär während
  Aufrufen von 
systemctl(1) gestartet wird
 
•ein Befehlszeilenagent, der temporär
  gestartet werden kann, um in der Warteschlange befindliche Passwortanfragen zu
  bearbeiten — systemd-tty-ask-password-agent --query
Die Beantwortung systemweiter Passwortabfragen ist eine
    privilegierte Aktion, daher laufen alle oben aufgeführten Agenten
    (außer dem letzten) als privilegierter Systemdienst. Der letzte
    benötigt auch erweiterte Privilegien, daher sollte er mittels
    run0(1) oder ähnlichem ausgeführt werden.
Gemäß der
    Systemd-Passwortagentenspezifikation[1] können
    zusätzliche Passwortagenten implementiert werden.
Falls ein Passwort auf einem TTY abgefragt wird, kann der Benutzer
    TAB drücken, um die Sternchen zu verstecken, die normalerweise
    für jedes eingetippte Zeichen angezeigt werden. Drücken der
    Rückschritttaste als erste Taste erzielt den gleichen Effekt.
OPTIONEN¶
Die folgenden Optionen werden verstanden:
--icon=
Gibt einen Icon-Namen neben der Passwortabfrage an, der
  in allen Agenten verwandt werden kann, die eine graphische Anzeige
  unterstützen. Der Icon-Name sollte der
  XDG-Icon-Bennennungsspezifikation[2] folgen.
--id=
Gibt eine Kennung für diese Passwortabfrage an.
  Diese Kennung kann frei gewählt werden und erlaubt die Erkennung von
  Abfragen durch beteiligte Agenten. Sie sollte das Untersystem, das die Abfrage
  durchführt, und das angegebene Objekt, für das die Abfrage
  erfolgt, enthalten. Beispiel: »--id=cryptsetup:/dev/sda5«.
Hinzugefügt in Version 227.
 
--keyname=
Konfiguriert einen Kernelschlüsselbundnamen als
  Zwischenspeicher für Passwörter. Falls gesetzt, wird das
  Werkzeug versuchen, alle gesammelten Passwörter als Benutzer root in
  den Kernelschlüsselbund unter dem Schlüssel mit dem angegebenen
  Namen zu schieben. Falls mit 
--accept-cached kombiniert, wird es auch
  versuchen, solche zwischengespeicherten Passwörter aus dem
  Schlüssel in dem Schlüsselbund des Kernels abzufragen, statt den
  Benutzer sofort zu befragen. Durch Verwendung dieser Option kann der
  Kernelschlüsselbund als effektiver Zwischenspeicher verwandt werden, um
  das wiederholte Abfragen von Benutzern nach Passwörtern zu vermeiden,
  falls es mehrere Objekte gibt, die mit dem gleichen Passwort entsperrt werden
  können. Der zwischengespeicherte Schlüssel wird eine gesetzte
  Zeitüberschreitung von 2,5 Minuten haben, nach der er aus dem
  Kernelzwischenspeicher dauerhaft gelöscht wird. Beachten Sie, dass es
  möglich ist, mehrere Passwörter unter dem gleichen
  Schlüsselnamen zwischenzuspeichern. In diesem Fall werden sie als
  
NUL-getrennte Liste von Passwörtern gespeichert. Verwenden Sie
  
keyctl(1), um auf den zwischengespeicherten Schlüssel mittels
  des Kernelschlüsselbunds direkt zuzugreifen. Beispiel:
  »--keyname=cryptsetup«
Hinzugefügt in Version 227.
 
--credential=
Konfiguriert ein Anmeldedatum, aus dem das Passwort
  gelesen werden soll, falls es existiert. Dies kann in Zusammenhang mit den
  Einstellungen 
ImportCredential=, 
LoadCredential= und
  
SetCredential= in Unit-Dateien verwandt werden. Siehe
  
systemd.exec(5) für Details. Falls nicht angegeben ist die
  Vorgabe »password«. Diese Option hat keine Auswirkung, falls
  kein Anmeldedatumsverzeichnis an das Programm übergeben wird (d.h.
  
$CREDENTIALS_DIRECTORY nicht gesetzt ist) oder falls kein Anmeldedatum
  mit dem angegebenen Namen existiert.
Hinzugefügt in Version 249.
 
--timeout=
Gibt die Abfragezeitüberschreitung in Sekunden an.
  Standardmäßig 90 s. Eine Zeitüberschreitung von 0 wartet
  unendlich.
--echo=yes|no|masked
Steuert, ob die Eingabe des Benutzers ausgeben wird.
  Akzeptiert einen logischen Wert oder die besondere Zeichenkette
  »masked«, die auch die Vorgabe ist. Falls aktiviert, werden die
  eingegebenen Zeichen 1:1 wieder ausgegeben, was für die Abfrage von
  Benutzernamen und anderen, ungeschützten Daten nützlich ist.
  Falls deaktiviert, werden die eingegebenen Zeichen in keiner Weise wieder
  ausgegeben, der Benutzer bekommt für seine Eingabe keine
  Rückmeldung. Falls auf »masked« gesetzt, wird ein
  Sternchen (»*«) für jedes eingegebene Zeichen ausgegeben.
  In diesem Modus wird die Ausgabe ausgeschaltet, falls der Benutzer die
  Tabulatortaste (»↹«) betätigt. (Alternativ wird
  die Ausgabe auch ausgeschaltet, falls der Benutzer die Rückschritttaste
  (»⌫«) drückt, bevor andere Daten eingegeben
  wurden).
Hinzugefügt in Version 249.
 
--echo, -e
gleichbedeutend mit 
--echo=yes, siehe oben.
Hinzugefügt in Version 217.
 
--emoji=yes|no|auto
Steuert, ob der Anfrage eine Sperre und ein
  Schlüssel-Emoji (🔐) vorangestellt werden soll, falls die
  TTY-Einstellungen dieses erlauben. Die Vorgabe ist »auto«, was
  standardmäßig »yes« ist, außer
  
--echo=yes wurde übergeben.
Hinzugefügt in Version 249.
 
--no-tty
Niemals auf aktuellen TTY nach Passwörtern fragen,
  selbst falls eines verfügbar ist. Immer das Agentensystem
  verwenden.
--accept-cached
Falls übergeben, zwischengespeicherte
  Passwörter akzeptieren, d.h. vorher eingegebene
  Passwörter.
--multiple
Bei der Verwendung zusammen mit --accept-cached
  werden mehrere Passwörter akzeptiert. Dies gibt ein Passwort pro Zeile
  aus.
--no-output
Passwörter nicht auf der Standardausgabe ausgeben.
  Dies ist nützlich, wenn Sie mit 
--keyname= ein Passwort im
  Kernelschlüsselbund speichern möchten, dies aber nicht auf dem
  Bildschirm oder in den Protokollen auftauchen soll.
Hinzugefügt in Version 230.
 
-n
Standardmäßig wird ein Zeilenumbruchzeichen
  beim Schreiben eines erlangten Passworts auf die Standardausgabe
  angehängt. Dies kann mit dem Schalter 
-n ausgeschaltet werden,
  ähnlich wie der Schalter des gleichen Namens beim Befehl
  
echo(1).
Hinzugefügt in Version 249.
 
--user, --system
Steuert, ob die systemweiten oder benutzerbezogenen
  Passwort-Agenten abgefragt werden sollen. Standardmäßig werden
  beim Aufruf mit Privilegien die systemweiten Agenten abgefragt, ansonsten die
  benutzerbezogenen. Diese Option ermöglicht es, das automatische
  Verhalten außer Kraft zu setzen.
Hinzugefügt in Version 257.
 
-h, --help
Zeigt einen kurzen Hilfetext an und beendet das
  Programm.