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fakeroot(1) Debian-Handbuch fakeroot(1)

NAME

fakeroot - einen Befehl zur Dateimanipulation in einer Umgebung mit gefälschten Root-Rechten ausführen

ÜBERSICHT

fakeroot [-l|--lib library] [--faked faked-binary] [-i load-file] [-s save-file] [-u|--unknown-is-real] [-b|--fd-base] [-h|--help] [-v|--version] [--] [command]

BESCHREIBUNG

fakeroot führt einen Befehl in einer Umgebung aus, in der es scheint, als habe er Root-Rechte zur Dateimanipulation. Dies ist nützlich, um Benutzern zu erlauben, Archive (tar, ar, deb usw.) mit Dateien darin zu erstellen, die Root-Rechte haben und Root gehören. Ohne fakeroot müsste jemand Root-Rechte haben, um die einzelnen Dateien des Archivs mit den korrekten Zugriffsrechten und Eigentümerschaften zu erstellen und sie zu verpacken oder jemand müsste diese Archive direkt, ohne Benutzung des Archivierungsprogramms, erstellen.

fakeroot funktioniert, indem es die Bibliotheksfunktionen zur Dateimanipulation (chmod(2), stat(2) usw.) durch solche ersetzt, die die Auswirkungen simulieren, die die echten Funktionen hätten, wenn der Benutzer Root wäre. Diese Wrapper-Funktionen liegen in einer dynamischen Bibliothek /usr/lib/*/libfakeroot.so* oder einem ähnlichen Ort auf Ihrer Plattform. Die Laufzeitbibliothek wird durch den LD_PRELOAD-Mechanismus des dynamischen Ladeprogramms geladen. (Siehe ld.so(8)).

Falls Sie beabsichtigen, Pakete mit fakeroot zu bauen, versuchen Sie bitte zuerst, das fakeroot-Paket zu bauen: Die Stufe »debian/rules build« enthält ein paar Tests (meist wird getestet, ob Fehler in alten fakeroot-Versionen vorliegen). Falls diese Tests fehlschlagen (zum Beispiel, weil Sie bestimmte Libc5-Programme auf Ihrem System haben), wird der Bau anderer Pakete mit fakeroot ziemlich wahrscheinlich ebenfalls scheitern, aber möglicherweise auf eine subtilere Art.

Beachten Sie außerdem, dass es am Besten ist, nicht den Bau der Pakete selbst unter fakeroot vorzunehmen. Insbesondere mögen es »configure« und Co. nicht, wenn sich das System plötzlich anders als von ihnen erwartet verhält (oder sie löschen zufällig den Inhalt einiger Umgebungsvariablen, die fakeroot benötigt).

OPTIONEN

Gibt eine alternative Wrapper-Bibliothek an.
Gibt ein alternatives Programm an, das anstatt faked(1) verwendet werden soll.
[--] Befehl
Jeder Befehl, den Sie als fakeroot ausführen möchten. Benutzen Sie »--«, falls Sie im Befehl andere Optionen haben, die fakeroot bei der Auswertung der Optionen verwirren könnte.
Speichert die fakeroot-Umgebung beim Beenden in zu_speichernde_Datei. Diese Datei kann benutzt werden, um die Umgebung später mit -i wiederherzustellen. Diese Datei wird jedoch inkonsistent sein und fakeroot wird sich seltsam verhalten, wenn Sie die Dateien verändern, wenn Sie sich außerhalb der Umgebung befinden. Dies kann dennoch nützlich sein. Sie kann beispielsweise mit rsync(1) benutzt werden, um ganze Verzeichnisbäume mit Benutzer-, Gruppen und Geräteinformationen zu sichern und wiederherzustellen, ohne dass Sie Root sein müssen. Weitere Einzelheiten finden Sie in /usr/share/doc/fakeroot/README.saving.
Lädt eine vorher mit -s gespeicherte fakeroot-Umgebung aus zu_ladende_Datei. Beachten Sie, dass dies nicht implizit die Datei speichert, benutzen Sie für dieses Verhalten zusätzlich -s. Die Benutzung der gleichen Datei sowohl für -i als auch für -s in einem einzigen fakeroot-Aufruf ist problemlos möglich.
Benutzt die echten Eigentümerschaften von Dateien, die fakeroot vorher unbekannt waren, anstatt so zu tun, als gehörten sie »root:root«.
Gibt die Datei-Deskriptor-Basis an (nur im TCP-Modus). Datei_Deskriptor ist die minimale Datei-Deskriptor-Nummer, die für TCP-Verbindungen benutzt wird; dies könnte wichtig sein, um Konflikte mit den Datei-Deskriptoren von Programmen zu vermeiden, die unter fakeroot laufen.
Zeigt die Hilfe an.
Zeigt die Version an.

BEISPIELE

Es folgt eine Beispielsitzung mit fakeroot. Beachten Sie, dass innerhalb der gefälschten Root-Umgebung eine Dateimanipulation, die Root-Rechte erfordert, erfolgreich ist, obwohl sie nicht wirklich stattfindet.

$  whoami
joost
$ fakeroot /bin/bash
#  whoami
root
# mknod hda3 b 3 1
# ls -ld hda3
brw-r--r--   1 root     root       3,   1 Jul  2 22:58 hda3
# chown joost:root hda3
# ls -ld hda3
brw-r--r--   1 joost    root       3,   1 Jul  2 22:58 hda3
# ls -ld /
drwxr-xr-x  20 root     root         1024 Jun 17 21:50 /
# chown joost:users /
# chmod a+w /
# ls -ld /
drwxrwxrwx  20 joost    users        1024 Jun 17 21:50 /
# exit
$ ls -ld /
drwxr-xr-x  20 root     root         1024 Jun 17 21:50 //
$ ls -ld hda3
-rw-r--r--   1 joost    users           0 Jul  2 22:58 hda3

In Wirklichkeit geschieht nur das, was Benutzer joost sowieso tun könnte.

fakeroot was specifically written to enable users to create Debian GNU/Linux packages (in the deb(5) format) without giving them root privileges. This can be done by commands like dpkg-buildpackage -rfakeroot or debuild -rfakeroot (actually, -rfakeroot is default in debuild nowadays, so you don't need that argument).

SICHERHEITSASPEKTE

fakeroot ist ein normales, Nicht-Setuid-Programm. Es erweitert weder die Benutzerrechte, noch vermindert es die Sicherheit des Systems.

DATEIEN

/usr/lib/*/libfakeroot-*.so Die dynamische Bibliothek, die die Wrapper-Funktionen enthält.

UMGEBUNG

Der Schlüssel zur Kommunikation mit dem fakeroot-Daemon Jedes Programm, das mit dem richtigen LD_PRELOAD und einem FAKEROOTKEY eines laufenden Daemons gestartet wird, verbindet sich automatisch zu diesem Daemon und hat die gleiche »gefälschte« Sicht auf die Zugriffsrechte und Eigentümerschaften des Dateisystems (unter der Annahme, dass Daemon und verbindendes Programm vom gleichen Benutzer gestartet wurden).
fakeroot wurde mittels Umhüllung von Systemaufrufen implementiert. Dies wird durch die Einstellungen LD_LIBRARY_PATH=/usr/lib/fakeroot und LD_PRELOAD=libfakeroot.so.0 bewerkstelligt. Diese Bibliothek wird vor der C-Bibliothek des Systems geladen. Daher werden die meisten Bibliotheksfunktionen von ihr abgefangen. Falls Sie entweder LD_LIBRARY_PATH oder LD_PRELOAD aus einer fakeroot-Umgebung heraus setzen müssen, sollte es relativ zum angegebenen Pfad geschehen wie in LD_LIBRARY_PATH=$LD_LIBRARY_PATH:/foo/bar/

EINSCHRÄNKUNGEN

Jeder innerhalb fakeroot ausgeführte Befehl muss zu der gleichen Version der C-Bibliothek gelinkt werden wie fakeroot selbst.
fakeroot umhüllt nicht open(2), creat(2), usw. Falls Benutzer joost also entweder

touch foo
fakeroot
ls -al foo
    

oder andersherum

fakeroot
touch foo
ls -al foo
    

fakeroot has no way of knowing that in the first case, the owner of foo really should be joost while the second case it should have been root. For the Debian packaging, defaulting to giving all "unknown" files uid=gid=0, is always OK. The real way around this is to wrap open() and create(), but that creates other problems, as demonstrated by the libtricks package. This package wrapped many more functions, and tried to do a lot more than fakeroot . It turned out that a minor upgrade of libc (from one where the stat() function didn't use open() to one with a stat() function that did (in some cases) use open() ), would cause unexplainable segfaults (that is, the libc6 stat() called the wrapped open() , which would then call the libc6 stat() , etc). Fixing them wasn't all that easy, but once fixed, it was just a matter of time before another function started to use open(), never mind trying to port it to a different operating system. Thus I decided to keep the number of functions wrapped by fakeroot as small as possible, to limit the likelihood of ‘collisions’.

fakeroot ändert in der Tat die Art, wie sich das System verhält. Programme wie GNU-configure könnten, die das System untersuchen, dadurch verwirrt werden (oder, wenn nicht, könnten sie fakeroot so beanspruchen, dass fakeroot selbst verwirrt wird). Daher ist es ratsam, »configure« nicht innerhalb von fakeroot auszuführen. Da configure im »debian/rules build«-Ziel aufgerufen werden sollte, erledigt dies dpkg-buildpackage -rfakeroot korrekt.

FEHLER

Es umhüllt nicht open(2). Dies ist an sich nicht schlecht, aber falls ein Programm »open("Datei", O_WRONLY, 000)« aufruft, in die Datei »Datei« schreibt, sie schließt und dann erneut versucht, die Datei zum Lesen zu öffnen, schlägt das Öffnen fehl, da der Modus der Datei »000« sein wird. Der Fehler liegt darin, dass, falls Root das Gleiche tut, open(2) erfolgreich sein wird, da die Dateirechte für Root überhaupt nicht geprüft werden. Es wurde entschieden, open(2) nicht zu verhüllen, da open(2) von vielen anderen Funktionen in Libc benutzt wird (auch von jenen, die bereits verhüllt sind), wodurch Schleifen erzeugt werden (oder möglicherweise zukünftige Schleifen, wenn die Implementierung verschiedener Libc-Funktionen sich ein wenig ändert).

KOPIEREN

fakeroot wird unter den Bedingungen der GNU General Public License (GPL 2.0 oder höher) weitergegeben.

AUTOREN

<joostje@debian.org>
<clint@debian.org>

ÜBERSETZER

Übersetzung bei Chris Leick <debian-l10n-german@lists.debian.org>

HANDBUCHSEITE

mostly by J.H.M. Dassen <jdassen@debian.org> with rather a lot of modsifications and additions by joost and Clint.

SIEHE AUCH

debuild(1), dpkg-buildpackage(1), faked(1), /usr/share/doc/fakeroot/DEBUG

19. Dezember 2024 Debian-Projekt