BEZEICHNUNG¶
deb-control - Dateiformat der Hauptsteuerdatei von Debian-Paketen
ÜBERSICHT¶
control
BESCHREIBUNG¶
Jedes Debian-Paket enthält die Hauptsteuerdatei »control«, die
eine Reihe von Feldern oder Kommentaren (wenn die Zeile mit
»#« beginnt) enthält. Jedes Feld beginnt mit einer
Markierung, wie
Package oder
Version (Groß-/Kleinschreibung
egal), gefolgt von einem Doppelpunkt und dem Körper des Feldes. Felder
werden nur durch die Feldmarkierungen abgegrenzt. Mit anderen Worten,
Feldtexte können mehrere Zeilen überspannen, aber die
Installationswerkzeuge werden im Allgemeinen die Zeilen bei der Verarbeitung
des Feldkörpers zusammenfassen (mit Ausnahme des
Description-Feldes, sehen Sie dazu unten).
NOTWENDIGE FELDER¶
- Package: Paketname
- Der Wert dieses Feldes bestimmt den Paketnamen und wird von
den meisten Installationswerkzeugen verwendet, um Dateinamen zu
erstellen.
- Version: Versions-Zeichenkette
- Typischerweise ist das die Original-Paketversionsnummer, in
der Form, die der Programmautor verwendet. Es kann auch eine
Debian-Revisionsnummer enthalten (für nicht aus Debian stammende
Pakete). Das genaue Format und der Sortieralgorithmus sind in
deb-version(5) beschrieben.
- Maintainer:
Vollständiger-Name-und-E-Mail
- Sollte in dem Format »Joe Bloggs
<jbloggs@foo.com>« sein und ist typischerweise die Person, die
das Paket erstellt hat, im Gegensatz zum Autor der Software, die paketiert
wurde.
- Description: Kurzbeschreibung
- Langbeschreibung
Das Format der Paketbeschreibung ist eine kurze knappe Zusammenfassung auf
der ersten Zeile (nach dem »Description«-Feld). Die folgenden
Zeilen sollten als längere, detailliertere Beschreibung verwendet
werden. Jede Zeile der Langbeschreibung muss von einem Leerzeichen
begonnen werden, und Leerzeilen in der Langbeschreibung müssen einen
einzelnen ».« hinter dem einleitenden Leerzeichen
enthalten.
OPTIONALE FELDER¶
- Section: Bereich
- Dies ist ein allgemeines Feld, das dem Paket eine Kategorie
gibt, basierend auf der Software, die es installiert. Einige übliche
Bereiche sind »utils«, »net«, »mail«,
»text«, »x11« usw.
- Priority: Priorität
- Setzt die Bedeutung dieses Pakets in Bezug zu dem
Gesamtsystem. Übliche Prioritäten sind »required«,
»standard«, »optional«, »extra« usw.
In Debian haben die
Section- und
Priority-Felder einen definierten
Satz an akzeptierten Werten, basierend auf dem Richtlinien-Handbuch. Eine
Liste dieser Werte kann aus der neusten Version des Pakets
debian-policy erhalten werden.
- Essential: yes|no
- Dieses Feld wird normalerweise nur benötigt, wenn die
Antwort yes lautet. Es bezeichnet ein Paket, das für den
ordnungsgemäßen Betrieb des Systems benötigt wird. Dpkg
oder jedes andere Installationswerkzeug wird es nicht erlauben, ein
Essential-Paket zu entfernen (zumindestens nicht ohne die
Verwendung einer der »force«-Optionen).
- Architecture: arch|all
- Die Architektur spezifiziert den Hardwaretyp für den
dieses Paket kompiliert wurde. Geläufige Architekturen sind
»i386«, »m68k«, »sparc«, »alpha«,
»powerpc« usw. Beachten Sie, dass die Option all für
Pakete gedacht ist, die Architektur-unabhängig sind. Einige Beispiele
hierfür sind Shell- und Perl-Skripte und Dokumentation.
- Origin: Name
- Der Name der Distribution, aus der dieses Paket
ursprünglich stammt.
- Bugs: URL
- Die URL der Fehlerdatenbank für dieses Paket.
Das derzeit verwendete Format ist
BTS-Art://BTS-Adresse wie in
debbugs://bugs.debian.org.
- Homepage: URL
- Die URL des Original- (Upstream-)Projekts.
- Tag: Liste-von-Markierungen
- Liste der unterstützten Markierungen
(»Tags«), die die Eigenschaften des Pakets beschreiben. Die
Beschreibung und die Liste der unterstützten Markierungen kann in dem
Paket debtags gefunden werden.
- Multi-Arch:
same|foreign|allowed
- Das Feld wird dazu verwandt, anzugeben, wie sich dieses
Paket in einer Multi-Arch-Installation verhalten soll. Der Wert
same bedeutet, dass das Paket mit sich selbst koinstallierbar ist,
aber nicht dazu verwandt werden darf, die Abhängigkeit eines Pakets
von einer anderen Architektur mit ihm selbst zu erfüllen. Der Wert
foreign bedeutet, dass das Paket nicht mit sich selbst
koinstallierbar ist, aber es erlaubt sein soll, die Abhängigkeit
eines Pakets von einer anderen Architektur mit ihm selbst zu
erfüllen. Der Wert allowed erlaubt es invers Abhängigen
in ihrem Feld »Depends« anzuzeigen, dass sie ein Paket von einer
fremden Architektur akzeptieren, hat aber ansonsten keinen Effekt.
- Source: Quell-Name
- Der Name des Quellpakets, aus dem dieses Binärpaket
abstammt, falls es sich vom Namen dieses Paketes unterscheidet.
- Subarchitecture: Wert
- Kernel-Version: Wert
- Installer-Menu-Item: Wert
- Diese Felder werden im Debian-Installer verwandt und werden
normalerweise nicht benötigt. Lesen Sie
/usr/share/doc/debian-installer/devel/modules.txt aus dem Paket
debian-installer für weitere Informationen über sie.
- Depends: Paketliste
- Liste von Paketen, die benötigt werden, damit dieses
Paket eine nicht-triviale Menge an Funktionen anbieten kann. Die
Paketverwaltungssoftware wird es nicht erlauben, dass ein Paket
installiert wird, falls die in seinem Depends-Feld
aufgeführten Pakete nicht installiert sind (zumindestens nicht ohne
Verwendung der »Force«-Optionen). Bei einer Installation werden
Postinst-Skripte von Paketen, die im Feld »Depends:«
aufgeführt sind, vor den Postinst-Skripten der eigentlichen Pakete
ausgeführt. Bei der gegenteiligen Operation, der Paket-Entfernung,
wird das Prerm-Skript eines Paketes vor den Prerm-Skripten der Pakete
ausgeführt, die im Feld »Depends:« aufgeführt
sind.
- Pre-Depends: Paketliste
- Liste an Paketen die installiert und konfiguriert
sein müssen, bevor dieses Paket installiert werden kann. Dies wird
normalerweise in dem Fall verwendet, wo dieses Paket ein anderes Paket zum
Ausführen seines preinst-Skriptes benötigt.
- Recommends: Paketliste
- Liste an Paketen, die in allen, abgesehen von
ungewöhnlichen, Installationen zusammen angefunden würden. Die
Paketverwaltungssoftware wird den Benutzer warnen, falls er ein Paket ohne
die im Recommends-Feld aufgeführten Pakete installiert.
- Suggests: Paketliste
- Liste an Paketen die einen Bezug zu diesem haben und
vielleicht seine Nützlichkeit erweitern könnten, aber ohne die
das zu installierende Paket perfekt sinnvoll ist.
Die Syntax der
Depends,
Pre-Depends,
Recommends und
Suggests-Felder ist eine Liste von Gruppen von alternativen Paketen.
Jede Gruppe ist eine Liste von durch vertikale Striche (oder
»Pipe«-Symbole) »|« getrennte Pakete. Die Gruppen werden
durch Kommata getrennt. Kommata müssen als »UND«, vertikale
Striche als »ODER« gelesen werden, wobei die vertikalen Striche
stärker binden. Jeder Paketname wird optional gefolgt von einer
Versionsnummer-Spezifikation in Klammern.
Eine Versionsnummer kann mit »>>« beginnen, in diesem Falle
passen alle neueren Versionen, und kann die Debian-Paketrevision (getrennt
durch einen Bindestrich) enthalten oder auch nicht. Akzeptierte
Versionsbeziehungen sind »>>« für größer als,
»<<« für kleiner als, »>=« für
größer als oder identisch zu, »<=« für kleiner als
oder identisch zu und »=« für identisch zu.
- Breaks: Paketliste
- Liste Paketen auf, die von diesem Paket beschädigt
werden, zum Beispiel in dem sie Fehler zugänglich machen, wenn sich
das andere Paket auf dieses Paket verlässt. Die
Paketverwaltungssoftware wird es beschädigten Paketen nicht erlauben,
sich zu konfigurieren; im Allgemeinen wird das Problem behoben, indem ein
Upgrade des im Breaks-Feld aufgeführten Pakets
durchgeführt wird.
- Conflicts: Paketliste
- Liste an Paketen, die mit diesem in Konflikt stehen,
beispielsweise indem beide Dateien den gleichen Namen enthalten. Die
Paketverwaltungssoftware wird es nicht erlauben, Pakete, die in Konflikt
stehen, gleichzeitig zu installieren. Zwei in Konflikt stehende Pakete
sollten jeweils eine Conflicts-Zeile enthalten, die das andere
Paket erwähnen.
- Replaces: Paketliste
- Liste an Paketen, von denen dieses Dateien ersetzt. Dies
wird dazu verwendet, um diesem Paket zu erlauben, Dateien von einem
anderen Paket zu ersetzen und wird gewöhnlich mit dem
Conflicts-Feld verwendet, um die Entfernung des anderen Paketes zu
erlauben, falls dieses auch die gleichen Dateien wie das im Konflikt
stehende Paket hat.
- Provides: Paketliste
- Dies ist eine Liste von virtuellen Paketen, die dieses
Paket bereitstellt. Gewöhnlich wird dies verwendet, wenn mehrere
Pakete alle den gleichen Dienst bereitstellen. Beispielsweise können
Sendmail und Exim als Mailserver dienen, daher stellen sie ein gemeinsames
Paket (»mail-transport-agent«) bereit, von dem andere Pakete
abhängen können. Dies erlaubt es Sendmail oder Exim als
gültige Optionen zur Erfüllung der Abhängigkeit zu dienen.
Dies verhindert, dass Pakete, die von einem E-Mail-Server abhängen,
alle Paketnamen für alle E-Mail-Server wissen und »|« zur
Unterteilung der Liste verwenden müssen.
Die Syntax von
Breaks,
Conflicts,
Replaces und
Provides ist eine Liste von Paketnamen, getrennt durch Kommata (und
optionalen Leerzeichen). Im
Breaks- und
Conflicts-Feld sollte
das Komma als »ODER« gelesen werden. Eine optionale Version kann
auch mit der gleichen Syntax wie oben für die
Breaks-,
Conflicts- und
Replaces-Felder angegeben werden.
- Built-Using: Paketliste
- Dieses Feld führt zusätzliche Quellpakete auf,
die während des Baus des Binärpakets verwandt wurden. Dies dient
als Hinweis für die Archivverwaltungssoftware, dass zusätzliche
Quellpakete vorhanden bleiben müssen, während dieses
Binärpaket betreut wird. Dieses Feld muss eine Liste von
Quellpaketnamen enthalten, bei denen eine strenge Versionsbeziehung (=)
angegeben ist. Beachten Sie, dass die Archivverwaltungssoftware
wahrscheinlich einen Upload ablehnen wird, bei dem eine
Built-Using-Beziehung angegeben wurde, die innerhalb des Archivs
nicht erfüllt werden kann.
BEISPIEL¶
# Comment
Package: grep
Essential: yes
Priority: required
Section: base
Maintainer: Wichert Akkerman <wakkerma@debian.org>
Architecture: sparc
Version: 2.4-1
Pre-Depends: libc6 (>= 2.0.105)
Provides: rgrep
Conflicts: rgrep
Description: GNU grep, egrep und fgrep.
Die GNU-Familie der Grep-Werkzeuge könnte die »schnellste im Westen« sein.
GNU Grep basiert auf einem schellen »lazy-state deterministic matcher«
(rund zweimal so schnell wie der standardmäßige Unix-Egrep) hybridisiert
mit einer Boyer-Moore-Gosper-Suche für eine feste Zeichenkette, die
unmöglichen Text von der Betrachtung durch den vollen »Matcher« verhindert
ohne notwendigerweise jedes Zeichen anzuschauen. Das Ergebnis ist
typischerweise um ein mehrfaches Schneller als Unix Grep oder Egrep.
(Reguläre Ausdrücke, die Rückreferenzierungen enthalten, werden allerdings
langsamer laufen.)
ÜBERSETZUNG¶
Die deutsche Übersetzung wurde 2004, 2006-2015 von Helge Kreutzmann
<debian@helgefjell.de>, 2007 von Florian Rehnisch <eixman@gmx.de>
und 2008 von Sven Joachim <svenjoac@gmx.de> angefertigt. Diese
Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public
License Version 2 oder neuer für die Kopierbedingungen. Es gibt KEINE
HAFTUNG.
SIEHE AUCH¶
deb(5),
deb-version(5),
debtags(1),
dpkg(1),
dpkg-deb(1).