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VARLINKCTL(1) varlinkctl VARLINKCTL(1)

BEZEICHNUNG

varlinkctl - Varlink-Diensten untersuchen und aufrufen

ÜBERSICHT

varlinkctl [OPTIONEN…] info ADRESSE

varlinkctl [OPTIONEN…] list-interfaces ADRESSE

varlinkctl [OPTIONEN…] list-methods ADRESSE [SCHNITTSTELLE…]

varlinkctl [OPTIONEN…] introspect ADRESSE [SCHNITTSTELLE…]

varlinkctl [OPTIONEN…] call ADRESSE METHODE [ARGUMENTE]

varlinkctl [OPTIONEN…] validate-idl [DATEI]

BESCHREIBUNG

varlinkctl kann zur Untersuchung und dem Aufruf von Varlink[1]-Diensten verwandt werden.

Dienste werden durch eines der Folgenden referenziert:

•Eine Varlink-Referenz, die mit der Zeichenkette »unix:« beginnt, gefolgt von einem absoluten AF_UNIX-Socket-Pfad, oder durch »@« und eine beliebige Zeichenkette (letzteres für die Referenzierung von Sockets in dem abstrakten Namensraum). In diesem Fall erfolgt eine Datenstrom-Socket-Verbindung mit dem angegebenen Socket.

•Eine Varlink-Referenz, die mit der Zeichenkette »exec:« beginnt, gefolgt von einem absoluten Pfad zum auszuführenden Programm. In diesem Fall wird der angegebene Prozess lokal gestartet, wobei ein verbundener Datenstrom-Socket hereingereicht wird.

•Eine Varlink-Referenz, die mit der Zeichenkette »ssh-unix:« beginnt, gefolgt von einer SSH-Rechnerangabe, gefolgt von »:«, gefolgt von einem absoluten AF_UNIX-Socket-Pfad. (Dies benötigt OpenSSH 9.4 oder neuer auf der Server-Seite, abstrakte Namensräume werden nicht unterstützt.)

•Eine Varlink-Referenz, die mit der Zeichenkette »ssh-exec:« beginnt, gefolgt von einer SSH-Rechnerangabe, gefolgt von »:«, gefolgt von einer Befehlszeile. In diesem Fall wird der Befehl aufgerufen und das Varlink-Protokoll auf der Standardeingabe und der Standardausgabe des aufgerufenen Befehls gesprochen.

Für mehr Komfort werden diese zwei einfacheren (redundanten) Diensteadressyntaxen auch unterstützt:

•Ein Dateisystempfad zu einem AF_UNIX-Socket, entweder absolut (d.h. mit »/« beginnend) oder relativ (dann muss er mit »./« anfangen).

•Ein Dateisystempfad zu einem Programm, entweder absolut oder relativ (wie oben, muss mit »/« bzw. »./« beginnen).

BEFEHLE

Die folgenden Befehle werden verstanden:

info ADRESSE

Zeigt eine kurze Information über den angegebenen Dienst, einschließlich des Lieferantennamens und einer Liste der implementierten Schnittstellen. Erwartet eine Dienstadresse in einem der oben beschriebenen Formate.

Hinzugefügt in Version 255.

list-interfaces ADRESSE

Zeigt eine Liste von durch den Dienst implementierten Schnittstellen. Erwartet eine Dienstadresse in einem der oben beschriebenen Formate.

Hinzugefügt in Version 255.

list-methods ADRESSE [SCHNITTSTELLE…]

Zeigt eine Liste der durch den angegebenen Dienst implementierten Methoden. Erwartet eine Diensteadresse in einem der oben beschriebenen Formate sowie einen oder mehrere Schnittstellennamen. Falls kein Schnittstellenname angegeben ist, werden alle durch den Dienst implementierten Methoden auf allen Schnittstellen aufgelistet, andernfalls nur die Methoden an der angegebenen Schnittstelle.

Hinzugefügt in Version 257.

introspect ADRESSE [SCHNITTSTELLE…]

Zeigt die Schnittstellendefinitionen der angegebenen Schnittstellen, die durch den angegebenen Dienst bereitgestellt wird. Erwartet eine Dienstadresse in einem der oben beschriebenen Formate und optional einen oder mehrere Varlink-Schnittstellennamen. Falls keine Schnittstellennamen angegeben sind, werden alle durch den Dienst bereitgestellten Schnittstellen angezeigt.

Hinzugefügt in Version 255.

call ADRESSE METHODE [ARGUMENTE]

Ruft die angegebene Methode des angegebenen Dienstes auf. Erwartet eine Dienstadresse in den oben beschriebenen Formaten, einen vollständig qualifizierten Varlink-Methodennamen und ein JSON-Argumentenobjekt. Falls das Argumentenobjekt nicht angegeben ist, wird es stattdessen von Stdin gelesen. Um eine leere Parameterliste zu übergeben, geben Sie das leere Objekt »{}« an.

Die Antwortparameter werden als JSON-Objekt nach Stdout geschrieben.

Hinzugefügt in Version 255.

validate-idl [DATEI]

Liest eine Varlink-Schnittstellendefinitionsdatei, wertet sie aus, validiert sie und gibt sie mit Syntaxhervorhebung aus. Dies prüft auf Syntax und interne Konsistenz der Schnittstelle. Erwartet einen Dateinamen, aus dem die Schnittstellendefinition gelesen werden soll. Falls dieser fehlt, wird die Schnittstellendefinition von Stdin gelesen.

Hinzugefügt in Version 255.

help

Zeigt die Hilfe zur Befehlssyntax.

Hinzugefügt in Version 255.

OPTIONEN

Die folgenden Optionen werden verstanden:

--more

Bei der Verwendung mit call: Erwartet mehrere Methodenantworten. Falls dieser Schalter gesetzt ist, wird der Methodenaufruf mit gesetztem Schalter more gesandt. Dies teilt dem Dienst mit, falls notwendig, mehrere Antworten zu generieren. Der Befehl läuft, bis der Dienst eine Antwortnachricht sendet, die anzeigt, dass sie die letzte in der Serie ist (oder falls die konfigurierte Zeitüberschreitung erreicht wird, siehe unten). Dieser Schalter sollte nur für Methodenaufrufe gesetzt werden, die diesen Mechanismus unterstützten.

Falls dieser Modus aktiviert ist, wird die Ausgabe automatisch auf den JSON-SEQ-Modus umgeschaltet, so dass einzelne Antwortobjekte leicht unterschieden werden können.

Dieser Schalter hat keine Auswirkung auf die standardmäßig angewandte Methodenaufruf-Zeitüberschreitung: Unabhängig davon, ob --more angegeben ist, wird die Standardzeitüberschreitung 45 s sein. Verwenden Sie den (nachfolgend beschriebenen) --timeout=, um die Zeitüberschreitung zu ändern oder zu deaktivieren. Beim Aufruf eines Methodenaufrufs, der kontinuierlich Aktualisierungen zurückliefert, ist es typischerweise wünschenswert, die Zeitüberschreitung mit --timeout=infinity zu deaktivieren. Andererseits ist es typischerweise von Vorteil, beim Aufruf des Methodenaufrufs --more zum Zwecke der Aufzählung von Objekten (was wahrscheinlich sehr schnell abgeschlossen ist), die Zeitüberschreitungslogik aus Zwecken der Robustheit aktiviert zu lassen.

Hinzugefügt in Version 255.

-E

Eine Abkürzung für --more --timeout=infinity. Dieser Schalter ist für Methodenaufrufe nützlich, die ein Abonnement für einen dauerhaften Datenstrom von Aktualisierungen implementieren.

Hinzugefügt in Version 257.

--collect

Dies ist ähnlich zu --more, sammelt aber alle Antworten in einem JSON-Feld und gibt sie aus, anders als im Modus JSON_SEQ.

Hinzugefügt in Version 256.

--oneway

Bei der Verwendung mit call wird keine Methodenantwort erwartet. Falls dieser Schalter gesetzt ist, wird der Methodenaufruf mit gesetztem Schalter oneway gesandt (der Befehl beendet sich direkt danach). Dies teilt dem Dienst mit, keine Antwort zu erstellen.

Hinzugefügt in Version 255.

--json=MODUS

Wählt die JSON-Ausgabeformatierung. Entweder »pretty« (für schön eingerückte, gefärbte Ausgabe) oder »short« (für knappe Ausgabe mit minimalem Leerraum und keinen Zeilenumbrüchen). Die Vorgabe ist »short«.

Hinzugefügt in Version 255.

-j

Bei dem interaktiven Aufruf vom Terminal äquivalent zu --json=pretty. Andernfalls äquivalent zu --json=short, insbesondere wenn die Ausgabe mittels Pipe an ein anderes Programm weitergeleitet wird.

Hinzugefügt in Version 255.

--quiet, -q

Untderdrückt die Ausgabe der Antworten von Methodenaufrufen.

Hinzugefügt in Version 257.

--graceful=

Akzeptiert einen qualifizierten Varlink-Fehlernamen (d.h. einen Schnittstellenanmen mit angehängtem Fehlernamen, getrennt durch einen Punkt, z.B. »org.varlink.service.InvalidParameter«). Dies stellt sicher, dasss beim Fehlschlag eines Methodenaufrufs mit dem angegebenen Fehler dies als Erfolg behandelt wird, d.h. dazu führt, dass der Aufruf von varlinkctl mit einem Exit-Status Null beendet wird. Diese Option kann mehr als einmal verwandt werden, um mehrere verschiedene Fehler als Erfolg zu behandeln.

Hinzugefügt in Version 257.

--timeout=

Erwartet als Parameter eine Zeitüberschreitung in Sekunden. Standardmäßig wird eine Zeitüberschreitung von 45 s durchgesetzt. Um die Zeitüberschreitung auszuschalten, geben Sie »infinity« oder die leere Zeichenkette an.

Hinzugefügt in Version 257.

--no-pager

Leitet die Ausgabe nicht an ein Textanzeigeprogramm weiter.

-h, --help

Zeigt einen kurzen Hilfetext an und beendet das Programm.

--version

Zeigt eine kurze Versionszeichenkette an und beendet das Programm.

BEISPIELE

Beispiel 1. Einen Dienst untersuchen

Die folgenden drei Befehle untersuchen den durch systemd-resolved.service(8) implementierten Dienst »io.systemd.Resolve«. Sie listen allgemeine Dienstinformationen und Implementierungsschnittstellen auf und zeigen dann die Schnittstellendefinitionen seiner primären Schnittstelle an:

$ varlinkctl info /run/systemd/resolve/io.systemd.Resolve

Vendor: The systemd Project
Product: systemd (systemd-resolved)
Version: 254 (254-1522-g4790521^)
URL: https://systemd.io/ Interfaces: io.systemd
io.systemd.Resolve
org.varlink.service $ varlinkctl list-interfaces /run/systemd/resolve/io.systemd.Resolve io.systemd io.systemd.Resolve org.varlink.service $ varlinkctl introspect /run/systemd/resolve/io.systemd.Resolve io.systemd.Resolve interface io.systemd.Resolve type ResolvedAddress(
ifindex: ?int,

(Im obigen Beispiel wurden die Schnittstellendefinitionen im Interesse einer kurzen Darstellung abgeschnitten.)

Beispiel 2. Aufruf einer Methode

Der folgende Befehl löst einen Rechnernamen mittels des Methodenaufrufs ResolveHostname von systemd-resolved.service(8) auf.

$ varlinkctl call /run/systemd/resolve/io.systemd.Resolve io.systemd.Resolve.ResolveHostname '{"name":"systemd.io","family":2}' -j
{

"addresses" : [
{
"ifindex" : 2,
"family" : 2,
"address" : [
185,
199,
111,
153
]
}
],
"name" : "systemd.io",
"flags" : 1048577 }

Beispiel 3. Untersuchung des Programms eines Dienstes

Der folgende Befehl untersucht das Programm /usr/lib/systemd/systemd-pcrextend und die von ihm bereitgestellten IPC-APIs. Dann ruft es eine Methode darauf aus:

# varlinkctl info /usr/lib/systemd/systemd-pcrextend

Vendor: The systemd Project
Product: systemd (systemd-pcrextend)
Version: 254 (254-1536-g97734fb)
URL: https://systemd.io/ Interfaces: io.systemd
io.systemd.PCRExtend
org.varlink.service # varlinkctl introspect /usr/lib/systemd/systemd-pcrextend io.systemd.PCRExtend interface io.systemd.PCRExtend method Extend(
pcr: int,
text: ?string,
data: ?string ) -> () # varlinkctl call /usr/lib/systemd/systemd-pcrextend io.systemd.PCRExtend.Extend '{"pcr":15,"text":"foobar"}' {}

Beispiel  4. Aufruf einer Methode aus der Ferne mittels SSH

Der folgende Befehl erlangt einen Bericht über die Identität des fernen Rechners »einemaschine« von systemd-hostnamed.service(8) durch Verbindung mittels SSH an das AF_UNIX-Socket, auf dem der Dienst auf Anfragen wartet:

# varlinkctl call ssh-unix:einemaschine:/run/systemd/io.systemd.Hostname io.systemd.Hostname.Describe '{}'

Um das Varlink-Diensteprogramm direkt auf dem fernen Rechner aufzurufen, können Sie folgendes anstelle der Kommunikation mit dem Dienst über AF_UNIX durchführen:

# varlinkctl call ssh-exec:einemaschine:/usr/bin/systemd-creds org.varlink.service.GetInfo '{}'

SIEHE AUCH

busctl(1), Varlink[1]

ANMERKUNGEN

1.
Varlink

ÜBERSETZUNG

Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

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systemd 257~rc3